Vernetztes Lernen, Erziehen und Begleiten vor Ort – das pädagogische Konzept

Von der Institutionen- zur Betroffenenperspektive

Bei der Entwicklung der Bildungslandschaft bedarf es eines Wechsels des Blickwinkels von der Institutionen- hin zur Betroffenenperspektive. Denn das Konzept des vernetzten Lernens, Erziehens und Begleitens vor Ort stellt die Betroffenen in den Mittelpunkt und denkt „von ihnen aus", also aus der Sicht des/der Lernenden. Daraus ergeben sich Forderungen an die Institutionen vor Ort:

  • Das Angebot bei Beratung, Förderung und Intervention muss individualisiert werden.
  • Die Raum- und Stadtplanung muss die Gesichtspunkte der stadträumlichen Vernetzung und der pädagogischen Raumgestaltung berücksichtigen.
  • Das Bildungsangebot muss verlässlich organisiert sein. Die beteiligten Institutionen müssen zum Ausbau der Kommunikation vernetzt werden und offen für Innovationen sein.
  • Das Angebot darf nicht dort enden, wo die Schüler ins Berufsleben wechseln, sondern muss sich am Konzept des lebenslangen Lernens orientieren.
  • Wo die regionalen Ressourcen an ihre Grenze stoßen, müssen regionale und überregionale Bildungspartnerschaften eingegangen werden.

Kooperation und Vernetzung

Vernetztes Lernen, Erziehen und Begleiten vor Ort zielt auf eine optimale Kooperation und Kombination von Bildungsträgern und -unterstützern in einer begrenzten Region für lebenslanges Lernen. Dies setzt eine offene und vertrauensvolle Kooperation von Erziehungsberechtigten, betreuenden Institutionen und Lernenden voraus.

Ebenso ist eine Vernetzung der Angebote sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Dimension notwendig.

Horizontale Dimension

Horizontale und vertikale Vernetzung – die Matrix des vernetzten Lernens, Erziehens und BegleitensHorizontale und vertikale Vernetzung – die Matrix des vernetzten Lernens, Erziehens und Begleitens

Horizontale Vernetzung bedeutet, die Menschen in jeder Lebensphase (als Kinder, Jugendliche und Erwachsene) mit einem möglichst breiten und professionellen Angebot an Förderung, Begleitung und Beratung verlässlich zu versorgen. Dies setzt ein hohes Maß an gegenseitig abgestimmten Lern-, Erziehungs- und Entwicklungsplänen voraus und verlangt eine verlässlich geregelte Kooperation aller Beteiligten. Daneben stehen die Angebote von Jugendhilfe, Sport, Kultur etc.

Vertikale Dimension

Die vertikale Dimension ist das zeitliche Durchlaufen der institutionalisierten Lernphasen im Leben eines Menschen (vom Säugling zum/zur SeniorIn). Von besonderer Bedeutung sind dabei die Übergangsszenarien zwischen den einzelnen Phasen dieses sogenannten child/student life cycle – an diesen „Gelenkstellen“ ist die Vernetzung der Institutionen (auch in horizontaler Richtung) entscheidend.

  • Vertikal vernetztes lebenslanges Lernen beginnt in der Kindertagesstätte (Phase 1).
  • Diese ist mit den Eingangsstufen der Grundschule (Phase 2) vernetzt.
  • In den Klassen 3 und 4 sind die Grundschulen wiederum mit der Orientierungsstufe (Klassen 5 und 6) der weiterführenden Schulen vernetzt, die ihrerseits über die gesamte Bildungslandschaft kooperierend für das Kind quervernetzt alle Bildungswege offen halten (Phase 3).
  • Ab Klasse 9 beginnt die Vernetzung mit Phase 4, der gymnasialen Oberstufe oder dem Berufseinstieg über die Berufskollegs.
  • Schließlich findet eine Vernetzung im Übergang von Hochschulreife zu Studien- bzw. Berufsbeginn (Phase 5) statt.
  • Phase 6 schließlich steht für das lebenslange Lernen, für das Lernangebote der diversen regionalen und überregionalen Bildungsträger vorgehalten werden, strukturiert nach den Interessen und Bedürfnissen der BürgerInnen und der Wirtschaft der Region sowie der unterschiedlichen Zielgruppen (Stichworte: Weiterbildung, Freizeitgesellschaft, alternde Gesellschaft etc.).