Schul- und Bildungslandschaft Pulheim 2010 – eine Bestandsaufnahme

Die Expertenkommission hat im Rahmen Ihrer konzeptuellen Arbeit im Jahre 2010 eine Status-Quo-Analyse, also eine Bestandsaufnahme der bestehenden Schul- und Bildungslandschaft in Pulheim vorgenommen und so Defizite und Chancen identifiziert.

Akteure

Die Bildungslandschaft Pulheim verfügt über eine Vielfalt von Akteuren:

Familien, Bürger, Schulen, KiTa/Familienzentrum, offene Freizeitangebote, Jugendarbeit, Kompetenzzentrum, Ganztag in Pulheim e. V. (GiP) sowie Erziehungsberechtigte, SchülerInnen und LehrerInnen mit stadtweiten Sprechergremien.

Hinzu kommen Sport- und Freizeitvereine, der Stadtsportbund, der Kulturbetrieb, die freien Bildungsträger, VHS und die Kirchen sowie Stadtverwaltung, Jugendamt und Jugendhilfe, die private Fachhochschule, Wirtschaft, Politik und Wirtschaftsförderung.

Gemeinsame pädagogische Merkmale

Die Bildungslandschaft Pulheim zeichnet sich durch gemeinsame Merkmale aus. So gibt es flächendeckende Ganztagsangebote, profilierte Schulen und Bildungseinrichtungen, etwa die Europaschule (Grundschule und Gymnasium), Mitgliedschaft im Schulverbund „Blick über den Zaun", Komm-Mit, die Kulturklasse, aber auch das Gütesiegel Individuelle Förderung.

Hinzu kommen bilaterale Konzepte bei Übergängen und Querwechseln, Inklusion als Projekt/Kompetenzzentrum. Zudem gibt es zahlreiche etablierte Kooperationen zwischen Schulen und der Jugendhilfe und zwischen Schulen und der lokalen Wirtschaft. Die Schulen öffnen sich darüber hinaus mit Initiativen wie FUKS in die Region.

Defizite

Zugleich dürfen die Defizite jedoch nicht ausgeblendet werden:

  • Die Übergänge zwischen KiTa, Grundschule und weiterführenden Schulen in Kooperation mit außerschulischen Bildungsträgern und -förderern sind eher zufällig, wenig transparent und wenig verlässlich geregelt.
  • Die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen ist, gemessen an den räumlichen und konzeptionellen Möglichkeiten, suboptimal.
  • Die Ressourcenbündelung für regionale individuelle Förderung und regionales lebenslanges Lernen wird wenig genutzt.
  • Stadtentwicklung, Bauentwicklung und Bildungslandschaft sind nicht aufeinander abgestimmt. Statt vom Lernenden aus zu denken, wird via Norm und DIN / ISO geplant.
  • Es gibt keine innerstädtischen Standards von Bildungsstätten.
  • Die Standards von Beratung, Diagnose und Intervention sind nicht aufeinander abgestimmt.

Insgesamt erscheint die Beratung und Entscheidungsausrichtung an klassischen Gelenkstellen (zumindest) des child/student life cycle orientiert, an klassischen Entscheidungsmustern von Erziehungsberechtigten und scheidet zwischen lernumfeldhomogen und –heterogen, also an den klassischen Schulformen entlang, statt sich an Prozessen der Entwicklung und des Sozial- und Lernverhaltens der Kinder und Jugendlichen zu orientieren, die sich eher als findungsorientiert, entdeckungsorientiert und leistungsorientiert bestimmen lassen sollten.

Chancen

Ausgehend vom dargestellten Status quo der Erziehungs-, Beratungs- und Fördersituation liegen die Chancen einer modernen, zukunftsweisenden Bildungslandschaft Pulheim mit dem Anspruch auf eine inhaltliche Vernetzung der Erziehungs-, Bildungs- und Beratungskonzepte …

  • … in der Vertiefung der vorhanden Vernetzung der Lernorte (städte-, freizeit- und schulbaulich),
  • … in der Vertiefung der vorhandenen Verdichtung und Schärfung der Lern- und Lebensprofile der einzelnen Institutionen,
  • … in einer engen regionalen und überregionalen Kooperation der Bildungsinstitutionen sowohl bei Beratung, Begleitung, Lebensraum- und Unterrichtsentwicklung als auch Lernangebotsentwicklung,
  • … in der teilweise bereits erfolgten Abstimmung der vertikalen Übergangsszenarien im child/student life cycle von der Familie über die KiTa zur Schullaufbahn, im Ausbau von GiP als kommunalem Träger der Jugendhilfe und der Ganztagsangebote über die enge Schulbindung hinaus,
  • … im Ausbau der integrierten Jugendhilfe im Kontext einer Gesamtkonzeption des Begleitens und Förderns im öffentlichen Raum,
  • … in der Bereitschaft von Kommune und Schulverantwortlichen zu ideologiefreien, kinderorientierten Konzepten und Entscheidungen sowie in der Weiterentwicklung der Bildungs- und Sozialbetreuung.